Der legendäre HP-35

Der folgende Beitrag über den HP-35, Hewlett Packard’s ersten Taschenrechner, wurde von meinem Sammlerkollegen Patrik Werren zusammengestellt. Er hat mir freundlicherweise die Erlaubnis gegeben, seinen Artikel in meinem Blog zu publizieren. Nebst der Entstehungsgeschichte des HP-35 dokumentiert der Artikel auch detailliert die Besonderheiten der „Red Dot“-Variante. Vielen Dank, Patrik! 🙂

Der legendäre HP-35 Taschenrechner

Wie der HP-35 aus einer Idee über viele Jahre entstand

Tim Osborne, ein ausgebildeter Elektrotechniker, hatte eine Vision eines handlichen technisch-wissenschaftlichen Taschenrechners. Als nicht HP-Mitarbeiter hat er in seiner Wohnung einen elektronischen Gleitkomma-Rechner gebaut. Er wollte ihn produzieren, aber niemand war daran interessiert, bis er ihn im Juni 1965 Bill Hewlett vorstellte. Bill wollte wissen, ob damit Rechnungen wie Sinus, Cosinus, Tangens möglich sind. Zu dem Zeitpunkt konnte der Rechner es nicht, aber Bill Hewlett war trotzdem beeindruckt und überzeugte Osborne, ihm sechs Wochen als externer Berater zur Verfügung zu stehen und zu zeigen, ob der sein Gerät in einen richtigen Rechner verwandeln kann.

Es gelang Osborne mit grosser Unterstützung von Dave Cochran (HP), grundlegende Gleitkomma-Arithmetik und logarithmische Mathematik in ein induktives ROM zu kodieren. Aus den 6 Wochen wurden 6 Monate und sie hatten Anfang 1968 den HP-9100A Computerrechner in Schreibmaschinengrösse fertiggestellt.

Bill Hewlett hatte Osborne und Cochran gebeten, den 9100 zu verkleinern: «Ich möchte, dass er ein Zehntel des Volumens hat und zehnmal schneller ist und vor allem, dass er zehnmal weniger kostet». Bill wollte einen Taschenrechner, der in seine Hemdtasche passt.

Zu der Zeit schien die Realisierung der Vision von Bill Hewlett unmöglich zu sein. Cochran wich den Fragen von Bill aus, wie er damit vorankam und Osborne glaubte, dass zumindest eine Miniaturisierung möglich war, dass er in einen Aktenkoffer passt.

Erst die Erfindung anfangs der 70er Jahre, tausende Transistoren auf einen einzelnen Siliziumchip zu ätzen, hat die Branche dramatisch verändert. Osborne erkannte, dass diese neuen Chips nun klein genug waren, um Bill Hewlett’s Taschenrechner zu realisieren. So begannen die Arbeiten an Bill Hewlett’s Hemdtaschenrechner informell im November mit kleinem Budget. Es wurde schnell klar, dass das gesamte Projekt rund eine Million Dollar kosten würde. HP kämpfte zu der Zeit mit sinkenden Gewinnen und führte einen Lohnstopp und Entlassungen durch.

Nachdem Bill Hewlett die Summe hörte, bat er das Stanford Research Institut, eine Marktumfrage durchzuführen. Es war unmöglich vorauszusagen, ob und wie viele Leute einen wissenschaftlichen Taschenrechner kaufen würden. Ihre klare Empfehlung war, die Entwicklung nicht zu tätigen. Trotz dieser negativen Empfehlung entschied Bill Hewlett den Taschenrechner zu entwickeln, auch wenn nur er selber und seine Ingenieure einen bekommen würden. Am 2. Februar 1971 gab er die offizielle Genehmigung.

Das Entwicklerteam kodierte nun die Algorithmen vollständig auf einem Com- puter. Die Serviceroutinen nahmen am Ende ein Drittel des ROM ein, so dass sie durch Finesse den Rest in die verbleibenden 5140 Bits reindrückten. Die eine und andere Routine mussten sie weglassen, da einfach nicht genügend Platz in dem ROM vorhanden war.

Cochran arbeitete an der Logik und Osborne am allgemeinen Design. Er war monatelang mit der Anordnung der Tasten beschäftigt. Er entwarf ein Konzept in der Grösse einer Zigarettenschachtel. Ed Liljenwall, der seit einem Jahrzehnt bei HP beschäftigt war, entwarf ein keilförmiges Gehäuse, in welches Elektronik, Tastatur, Display usw. passen musste. Am Ende entstand ein elegantes Industriedesign, mit dem die Japaner nicht mithalten konnten und das die Form eines Taschenrechners für das nächste Jahrzehnt definieren würde.

Bis August 1971 stellten die Ingenieure alles fertig und hatten ein funktionierendes Gerät, und bis November baute HP Prototypen in der Advanced Product Division in Cupertino. Das gesamte Projekt dauerte 14 Monate, was nur der Hälfte des typisch Designzyklus bei HP entsprach. Als Bill Hewlett den ersten Prototypen erhielt, sagte er nur schlicht: «Es ist an der Zeit, ich habe lange darauf gewartet.» Der erste technisch-wissenschaftliche Taschenrechner war nun fertig, aber die Frage blieb: Würde ihn jemand kaufen?

Osborne hatte während der gesamten Entwicklungszeit keinen Namen für den Taschenrechner und war an Vorschlägen interessiert. Als Bill Hewlett den Prototypen schliesslich sah, sagte er, der Name sei HP-35, weil er über 35 Tasten verfügt.

Doch der Preis war aufgrund der Bauteile sehr hoch. Der Chipsatz für den HP- 35 kostete im Einkauf 100 Dollar, die Displaygruppe um die 20 Dollar. Das teure, doppelt eingespritzte Spritzgussgehäuse, vergoldete Leiterplatten und der kundenspezifische Akku erhöhten den Einkaufspreis. So ermittelten die Buchhalter einen stolzen Verkaufspreis von 395 Dollar, was dem 20-fachen Preis eines Rechenschiebers entsprach. HP musste 10’000 Einheiten verkaufen, um die Gewinnschwelle zu erreichen.

Bill Hewlett kündigt den HP-35 an

Am 4. Januar 1972 kündigte Bill Hewlett auf einer Pressekonferenz im St. Regis Hotel in New York den HP-35 an. Bereits am 1. Februar brachte HP den weltweit ersten technisch-wissenschaftlichen Taschenrechner offiziell auf den Markt zu einem stolzen Preis von 395 USD.

Doch nach der Einführung kam es ganz anders wie erwartet. Jeder Ingenieur, jeder Wissenschafter und jeder Mathematiker wollte einen HP-35. Studenten verkauften ihre Autos, um sich einen HP-35 kaufen zu können. Dann schlugen grosse Firmen zu, General Electrics zum Beispiel verlangte eine Offerte für 20’000 Stück. Schon bald konnte HP die riesengrosse Nachfrage nicht mehr erfüllen und war gezwungen, durch Nachtschichten in Cupertino die lange Warteliste zu reduzieren. Es dauerte volle 18 Monate, bis HP den Auftragsbestand aufgeholt hatte.

Die Schätzungen von HP, im ersten Jahr an die 10’000 Einheiten verkaufen zu können, lagen massiv daneben. HP verkaufte im ersten Jahr 100’000 HP-35, was mehr als die Hälfte des Gesamtgewinns des Unternehmens ausmachte. Über die dreijährige Lebensdauer des HP-35 wurden dann rund 350’000 Taschenrechner verkauft.

Erst der HP-35 machte aus Hewlett Packard ein multinationales Unternehmen. Was einst als grosses Risiko eingestuft wurde, entpuppte sich als grösste Innovation in den 70er Jahren. Dieser Taschenrechner war das Feuerwerk für HP und sollte nicht der letzte Taschenrechner sein. Weitere legendäre Taschenrechner der Classic Serie wie der HP-65, HP-67 folgten.

Auch Apple hatte die Wurzeln bei HP: Im Januar 1973 trat Steve Wozniak (Apple) eine Stelle bei Hewlett Packard an, um am Design von Schaltkreisen zu arbeiten, die für Rechenmaschinen und Taschenrechner verwendet wurden. Bei HP gehörte Wozniak zum Entwicklerteam des HP-35, des weltweit ersten technisch-wissenschaftlichen Taschenrechners. Steve Wozniak verkaufte seinen HP-65 für 500 Dollar und Steve Jobs seinen VW Bus für 750 Dollar (zusammen nach heutiger Kaufkraft über 5000 Dollar), um das Startkapital für Apple aufzubringen.


Version 1, der HP-35 „Red Dot“

Der „Red Dot“ hatte neben dem OFF-ON Schalter einen kleinen roten Punkt, welcher durch den Schiebeschalter auf der ON Position sichtbar wurde. Die Idee dahinter war zu signalisieren, wenn der Taschenrechner eingeschaltet ist. Dies erwies sich aber sehr schnell als unnötig, da man ja an dem leuchtenden Display sieht, ob der Taschenrechner eingeschaltet ist. HP produzierte eine Kleinstserie von gerade mal 4’300 Einheiten, bis man das Design änderte und auf die „Red Dot“-Anzeige verzichtete.

Aufgrund dieser geringen Auflage ist der HP-35 „Red Dot“ heute das beliebteste Sammlerstück und extrem schwierig zu finden. Es existieren heute (Stand 2020) gerade noch 82 Stück, davon sind:

  • 75 Stück noch funktional
  • 29 Stück noch im Originalzustand
  • 48 Stück mit dem 2.02 Bug bekannt
  • 5 Stück mit dem BIG Bug bekannt

Die ersten HP-35 „Red Dot“ Prototypen

Es dauerte bis Juli 1971, bis die Ingenieure das Chipset fertiggestellt hatten. Im August war alles so zusammengestellt, dass sie ein funktionierendes Gerät hatten. Im Anschluss wurden in der Advanced Products Division in Cupertino Prototypen bis November gefertigt. Davon sind zwei offizielle Prototypen vorhanden, aber auch die allerersten „Red Dots“, die verkauft wurden, gingen aus dieser ersten Prototypen-Produktion hervor. Die S/N der Prototypen ging bis ca. 00100. Aber auch später produzierte HP-35 bis Mitte Dezember (S/N bis ca. 00800) hatten noch Prototypen-CPU-Boards verbaut, die noch im August 1971 produziert wurden.

Den BIG Bug findet man bis ca. S/N 00800. Der letzte bekannte HP-35 mit diesem speziellen Bug hat die S/N 00754, dieser hat auch das 819 Prototypen- CPU-Board verbaut.

HP-35 Red Dot Produktion ab Januar 1972

Ab Januar 1972 wurden dann die „Red Dots“ bis S/N 4300 produziert. HP erkannte den BIG Bug sehr schnell und überarbeitete die ROM’s. Nur wenige kamen in den Umlauf. Der 2.02 Bug war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Bis HP auch diesen Fehler erkannte und korrigierte, waren schon rund 30’000 Taschenrechner produziert und vertrieben.

HP-35 „Red Dot“ Unterschiede

Nachfolgend findet ihr die feinen kleinen Unterschiede der „Red Dots“ zu den späteren Auflagen wie die Versionen 2, 3 und 4.

Der „Red Dot“

Das „Red Dot“-Loch muss sich genau mit der Schrift «ON» oben ausrichten und muss weiter über die «ON» Schrift gehen. Das Loch selber hat einen Durchmesser von 2.0 mm und der rote Punkt erscheint durch einen Schieber, welcher am Ende rot eingefärbt ist.

Seriennummern

Ganz speziell ist der Seriennummerkleber, welcher unten zwischen den beiden Gummifüssen angebracht ist. Die Schrift darauf verläuft immer nach rechts unten. Bereits vorgedruckt ist der Teil «SER 1143A» der Seriennummer. Die fortlaufende Nummerierung ist dann rechts eingeprägt und schwarz hinterlegt.

Bei ganz frühen „Red Dots“ ist die Seriennummer aufgedruckt und wie folgt abgebildet:

Diese Art der Seriennummern findet man bis zur fortlaufenden Nummer 00053. Die nächste bekannte S/N 00054 weist schon die Nummern in geprägter Form auf.

Instructions Label

Auf der Rückseite sind beim „Red Dot“ zwei unterschiedliche Versionen des Anleitungsklebers bekannt.

Version 1: Die frühe Version, welche noch kein „Patent Pending“- Schriftzug aufweist (Bild links).

Version 2: Die spätere Version, die sowohl den „Patent Pending“- Schriftzug aufweist als auch den Markennamen „Hewlett Packard“ im Titel enthält (Bild rechts).

Die beiden Versionen der Anleitungskleber wurden willkürlich verwendet, es gibt keine logischen Reihenfolgen, wie sie verwendet wurden.

Blindenpunkt auf der Taste 5

Der Blindenpunkt auf der Taste 5 wurden seit Beginn der Produktion verwendet und endet mit der Version 2.

„Caution“-Kleber in der Batterieabdeckung

Den „CAUTION“-Kleber auf der Innenseite des Batteriedeckels gibt es in zwei Ausführungen. Einmal mit PART NO. und einmal mit MODEL NO.

Die Batterieabdeckung mit dem PART NO. Kleber ist auch um 180 Grad verdreht angebracht und findet sich nur ganz selten auf frühen „Red Dots“ bis ca. S/N 800.

Akku-Kontakte

HP hatte anfangs eine andere Version der Akku-Kontakte produziert. Diese entstanden während der Prototypen-Phase. Später wurde das Design komplett geändert und die Auflage an den Akku wurde durch eine abgerundete Version erreicht (Bild rechts).

Einige dieser frühen Akku-Kontakte aus der Prototypen-Serie fanden den Weg in die reguläre Produktion. Das ist dann auch ein sehr guter Hinweis, dass sich in einem HP-35 eventuell ein Prototypen-CPU-Board befindet. Um das rauszufinden, muss natürlich der HP-35 geöffnet werden, was einigen Sammlern sehr schwerfällt.

Ladebuchsen-Kontakt

In der Ladebuchse ist ein Kontakt integriert, welcher die Anschlüsse links und rechts miteinander verbindet. Durch diese Verbindung wird erreicht, dass der HP-35 direkt über den integrierten Akku mit Strom versorgt wird. Wird das Ladegerät angehängt, wird der HP-35 durch dieses gespiesen und der Akku wird darüber aufgeladen.

Speziell beim „Red Dot“ wurde eine Version verwendet, die nach dem Öffnen der Rückseite aus der Position fällt. Es ist daher etwas schwieriger, die Rückseite zu montieren. Das wurde später in der Produktion durch einen Kontakt behoben, welcher fest durch die Rückseite verbunden wurde.

Ladegerät 03502A

Für den HP-35 „Red Dot“ gab es zwei unterschiedliche Ladegeräte mit der Modell Nr. 03502A.

  • Variante 1 (rechts):
    Mit Stromschalter 115V / 230V mittig angebracht.
  • Variante 2 (links):
    Mit Stromschalter 115V / 230V links angebracht.

Bei der Variante 1 handelt es sich um ein frühes Ladegerät, welches man bei den „Red Dots“ so bis S/N 01000 sieht. Später wurde dann ausschliesslich nur noch die Variante 2 ausgeliefert.

Ein weiteres Merkmal ist die Isolierung (x). Das frühe Ladegerät weist eine transparente Version auf, das spätere Ladegerät hat eine schwarze Isolierung.

Akku

Die „Red Dot“-Akkus unterscheiden sich nur anhand der Part No. 03501A zu späteren Versionen, welche die Part No. 82001A hatten.

Viele Akku Packs wurden zwischenzeitlich mit neuen Zellen aufgerüstet. Daher existieren nur noch wenige originale Akku Packs für den „Red Dot“. Auch wenn diese nicht funktionieren, sind sie doch ein Stück Originalgeschichte.

CPU Board

Es gibt zwei Arten von CPU Boards. Einmal links die Prototypen-Variante, bei welcher die ROM’s in einer Reihe angeordnet sind. Das reguläre Produktions-CPU-Board (rechts) hat die ROM’s in einem Dreieck angeordnet.

Links seht ihr ein Prototypen-CPU-Board. Dieses beinhaltet weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite die HP-Produktionsnummer. Einzig auf der linken Seite ist die Zahl 819 aufgestempelt. 819 steht für 19. August 1971. Auch sämtliche Prozessoren und die ROM’s selber sind mit Produktionswochen von 45 bis 49 «7149» gestempelt.

Die Prototypen-CPU-Boards sind zusätzlich noch mit einem dünnen schwarzen Kabel mit der Rückseite des Taschenrechners verbunden.

Das Bild rechts zeigt das Produktions-CPU-Board. Dieses stammt aus einem HP-35 Version 2 und beinhaltet noch immer den 2.02 Bug.

Wenn man sich die Steckverbindungen (25 Pins) anschaut, hat es sich zwischen dem Prototypen-Board mit Steckhütchen zu Stecklöchern gewandelt. Ein Verfahren, wie man es aus allen klassischen HP-Taschenrechner kennt.

Auf dem nachfolgenden HP-35 Diagramm sind die ROM’s ersichtlich und wie sie mit den elektronischen Komponenten wie dem Arithmetischen Prozessor oder dem Kontrollprozessor verbunden sind.

An diese Stelle möchte ich sehr gerne das Lebenswerk von Jacques Laporte erwähnen. 

Jacques hat die Rechenroutinen des HP-35 aufgeschlüs- selt und auch viele technische Details über diesen tollen Taschenrechner rausgefunden. Sehr viele Informationen findet Ihr über seine hinterlassene Webseite.

Hard Case

Das Hard Case war innen wie aussen unterschiedlich zu späteren Versionen. Rechts ein originales „Red Dot“ Hard Case und links ein späteres Hard Case.

So hatte das „Red Dot“ Hard Case eine komplett andere Aussparung für das Ladegerät (rot), da dieses auch kleiner war. Die Aussparung für das Ladegerät widerspiegelt sich auch im Deckel.

Auch die Aussparung für den Taschenrechner unterscheidet sich vom „Red Dot“ Hard Case zu späteren Ausführungen (grün). Der seitliche Rand wurde dabei komplett weggelassen, um dem Besitzer mehr Komfort zu geben, wenn er den Taschenrechner aus dem Hard Case entnahm.

Aber auch aussen wurde das HEWLETT-PACKARD Logo überarbeitet. Statt hellblau wie in der „Red Dot“-Variante erstrahlte es später in sattem Dunkelblau.

Handbuch

Das „Red Dot“-Handbuch (links) erkennt man am abgebildeten HP-35, welcher neben dem «ON» einen Red Dot aufweist.

Auch ist der abgebildete „Red Dot“ fast in schwarz-weiss, bei der Version 2 (rechts) hingegen ist der Taschenrechner in Farbe, auch das Display erscheint in sattem Rot.

Die Anleitungen unterscheiden sich zudem am oberen Rand, die Version 2 hat einen schmaleren weissen Balken mit der Inschrift HP-35. Der Inhalt der Anleitungen ist komplett anders aufgebaut, in der Version 2 wurde er überarbeitet.

Errata Sheet

Zu der „Red Dot“-Anleitung gibt es auch ein Errata Sheet, welches auf die Fehler innerhalb des Büchleins hinweist. Es wurde zu jeder „Red Dot“-Anleitung mitgegeben, da sich in den Druck noch einige Fehler eingeschlichen hatten, die man erst nach einer grösseren Auflage bemerkte.

Um die Anleitungen nicht erneut zu drucken, entschied sich HP, die Fehler mit einem beigelegten Zettel zu erwähnen, so dass jeder Besitzer die Änderungen in der Anleitung selber nachtragen konnte.

Bei sehr vielen Red Dot ist der Errata Zettel verloren gegangen und es ist heute eine echte Rarität, so einen zu besitzen.

Accessory Order Card

Die originale HP-35 „Red Dot“-Zubehörkarte (oben) weist alles 035xxx Nummern auf. Ab der Version 2 hat HP diese durch 82xxx Nummern ersetzt.

Zudem wurde das Zubehör um weitere Optionen ab der Version 2 erweitert, wie zum Beispiel das Security Cradle oder die externe Batterieladestation.

Service Card

Die Service Card des HP-35 „Red Dot“ (oben) weist andere Seitenzahlen (31, 32 und 33) für den Betrieb und die Diagnose auf. Die Farbe am Rand wurde ab der Version 2 von Hellblau auf Grün geändert. 

Aufbewahrungsetui

Das doppelt genähte Echtleder-Etui der „Red Dots“ unterscheidet sich durch:

  1. den doppelt genähten Verschluss
  2. das Material des Leders

Links ein „Red Dot“-Lederetui in besserer Lederqualität. Auch die Passgenauigkeit ist bei dieser Variante um einiges besser. 

Bugs

Am Anfang der Produktion stellte HP den 2.02 Bug fest. Dieser wurde viel zu spät erkannt und es befanden sich schon ca. 30’000 Einheiten im Umlauf. HP korrigierte den Fehler nach Bekanntwerden umgehend in der Produktion. Gleichzeitig wurden alle Besitzer per Briefpost informiert, dass ihr Gerät Fehler im Promillebereich aufweist und offerierte die Taschenrechner kostenlos zu reparieren.

Viele nutzen das Angebot und HP spendierte den eingeschickten HP-35 Ta- schenrechnern ein neues CPU-Board und wechselte ebenfalls die Front aus, welche das berühmte „Red Dot“-Loch nicht mehr aufwiesen. Das ist einer der Hauptgründe, warum viele „Red Dots“ sich nicht mehr im originalen ausgelieferten Werkzustand befinden.

Der 2.02 Bug wird folgendermassen getestet:

EingabeResultatRichtig
0.0002 ARC SIN5.729577893 x 10E-30.01145916
0.0002 ARC COS89.9942704289.98854
0.0002 ARC TAN5.729577893 x 10E-30.01145916
1.00020002 ARC TAN4545.00573

Der BIG Bug wird folgendermassen getestet:

EingabeResultatRichtig
1 EEX CHS 10 LN-123.0258509-23.0258093

Vielen Dank an dieser Stelle an Michael Eckstein, welcher den Bug entdeckte und am 5. November 2014 im MoHPC Forum veröffentlichte. Michael unterhält auch ein zentrales Register sämtlicher noch bekannter „Red Dots“.

Hinweis: der Artikel ist auch als PDF-Dokument verfügbar, siehe hier.

8 Kommentare

  1. Vielen Dank für den äußerst interessanten Artikel! Der HP-35 war vor meiner Zeit, aber immerhin besitze ich einen HP-35s (und einen HP-41CV und einen HP-48).

  2. Danke für den schönen und aufschlussreichen Artikel – ich muss mal mein(e) HP 35 genauer anschauen …. (wenn ich einen habe – sicher bin ich gerade nicht)

    Ich wusste, das HP zuerst keinen Markt sah, doch das es so extrem war …..

  3. Super Artikel. Gerade heute is ein Red Dot in USA auf eBay versteigert worden. Leider kam ich zu spät. Viele Grüße

  4. Ein sehr interessanter Artikel.
    Besitze zwar einen HP-35 „aus erster Hand“, aber leider keinen red dot.

  5. Zufällig diesen Artikel entdeckt.
    Einfach super. Informativ und
    spannend geschrieben.
    Bitte mehr davon.

    ABER: auch ich habe einen red-dot,
    den ich nicht bei *.cz habe listen lassen.
    Von daher sollte es im Artikel heissen:
    „Bekannt sind heute (Stand 2020) gerade noch 82 Stück, davon sind:“

    Wieviel unbekannte existieren kann nicht geschätzt werden.
    Aber Hoffnung macht, dass HPs früher immer sehr teuer waren
    und defekte Taschenrechner eher in der Schublade verschwanden
    und nicht in dem Hausmüll landeten.

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