Heute stand ich vor dem Problem, ein BASIC Programm für den HP-75, das auf meinem PC als Textdatei vorlag, auf den HP-75 zu übertragen. Eine leichte Übung, vorausgesetzt, man hat die richtigen Werkzeuge.
Die Grundpfeiler
Die wesentlichen Bausteine für Datentransfer von und zu HP Taschenrechnern/-computern sind:
- Hewlett Packard Interface Loop
- PIL-Box
- Software (pyILPER)
Glücklicherweise hat HP Anfang der 1980er Jahre den Interface Loop entwickelt, ein einfaches Bussystem mit definierter Schnittstelle. HP-IL wird über ein Zusatzmodul vom HP-41 und HP-71 unterstützt. Im HP-75 ist bereits eine HP-IL Schnittstelle eingebaut.
Kommunikation ist nicht nur ein zentraler Bestandteil unseres Lebens, sondern auch ein wesentliches Merkmal von Elektronikgeräten. Wenn verschiedene Geräte zusammenarbeiten sollen, müssen sie unweigerlich auch miteinander kommunizieren und eine gemeinsame Sprache sprechen. HP-IL ermöglicht genau das für kleine, portable und kostengünstige Geräte.
Die Anzahl Geräte, die HP-IL unterstützen, zeigt, wie erfolgreich diese Technologie war. Vom Massenspeicher über Digital-Multimeter bis in zu Schnittstellen zu Theodoliten, überall hat HP-IL die Zusammenarbeit ermöglicht. Beim HP-41 war sicher diese enormen Erweiterungsmöglichkeiten die Grundlage seines Erfolgs.
Die geniale PIL-Box
Die PIL-Box ist eine HP-IL/USB-Schnittstelle und verbindet somit alte HP Taschenrechner mit modernen Computern. Sie wurde von J-F Garnier entwickelt und erblickte 2009 das Licht der Welt. Wenn sie nicht schon erfunden wäre, müsste man sie noch erfinden, so genial ist dieses Teil. Die PIL-Box ermöglicht den Abspeichern von Programmen auf dem Computer und, mit Hilfe schlauer Software, auch die Emulation von HP-IL-Geräten, z.B. Plotter.
Damit man mit der PIL-Box etwas Sinnvolles anstellen kann, braucht es Software auf dem Computer. Mittlerweile gibt es da zwei wesentliche Varianten: ILPer für Windows, das von Christoph Gießelink gepflegt wird, und pyILPER von Joachim Siebold, das in Python programmiert und somit auf verschiedenen Betriebssystemen lauffähig ist. Als Besitzer eines MacBooks fällt meine Wahl natürlich auf pyILPER, aber schlussendlich ist das eine individuelle Entscheidung. Die folgenden Beispiele beziehen sich aber ausschliesslich auf pyILPER.
Programmtransfer
Mit diesen Hilfsmitteln ist es ein Klacks, ein BASIC Programm in Form einer Textdatei auf dem PC auf den HP-75 zu übertragen:
- pyILPER starten und eines der Massenspeichergeräte wählen.
- Massenspeicher deaktivieren.
- Funktion ‚Import‘ wählen.
- Zu importierende Datei auswählen.
- Option ‚convert from ASCII to HP-75 text‘ anwählen (je nach dem mit oder ohne Zeilennummern).
- Den Namen der zu erzeugenden LIF-Datei eingeben, z.B. ‚TEST‘.
- Jetzt kann das Massenspeichergerät wieder aktiviert werden.
Nun kann man auf dem HP-75 über die PIL-Box auf das Massenspeichergerät zugreifen. Zuerst muss natürlich ASSIGN IO aufgerufen werden. Nehmen wir an, dem Massenspeichergerät wurde dabei der Name d1 zugewiesen.
- COPY ‚TEST:D1‘ TO ‚TEST‘
- TRANSFORM ‚TEST‘ INTO BASIC
Der erste Befehl kopiert die Textdatei mit dem Programm auf den HP-75. Der zweite Befehl wandelt die Textdatei in ein Programm um. Der umgekehrte Weg funktioniert ebenso, d.h., man kann auf dem HP-75 ein Programm in eine Textdatei umwandeln und dann auf das Massenspeichergerät schreiben. Aus pyILPER heraus kann man dann die Textdatei exportieren.
Ganz einfach, oder?